Expertinnen des PtX Lab Lausitz werben für nachhaltig hergestellte, synthetische Kraftstoffe und den priorisierten Einsatz im Luft- und Seeverkehr.
Die Wasserstoffwirtschaft ist zentral für die Defossilisierung von Wirtschaftssektoren, die in naher Zukunft nicht großflächig auf direktelektrische Prozesse und Antriebe umgestellt werden können. Dis betrifft zum Beispiel den Verkehr und hier insbesondere die Luft- und die Seefahrt. Dort werden klimaneutral hergestellte Kraftstoffe auf Basis von erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff unbedingt gebraucht. Doch nicht immer lassen sich diese vor Ort herstellen.
Mit den verschiedenen Möglichkeiten des Wasserstofftransports über lange Entfernungen setzte sich die erste World Hydrogen Derivatives Konferenz, die im Rahmen der World Hydrogen Week in Rotterdam Anfang Oktober 2023 stattfand, auseinander. Eine wichtige Rolle spielten dabei sogenannte Wasserstoffträger wie Ammoniak und low carbon hydrogen carrierer (LOHC). Außerdem wurden technische Fortschritte beim Ammoniak-Cracken, der Abspaltung Wasserstoffs von Ammoniak vorgestellt, und diskutiert, welche wasserstoffbasierten Kraftstoffe sich vermutlich in der Schifffahrt durchsetzen werden. Kurzfristig, so sind sich zahlreiche Expert*innen einig, wird e-Methanol wichtig für die maritime Wirtschaft. Mittel- und langfristig wird e-Ammoniak als Ersatz für Schweröl und fossile Schiffsdiesel dienen.
Im Austausch mit der internationalen Wasserstoffwirtschaft
Über 3.000 internationale Stakeholder der Wasserstoffwirtschaft sind dem Ruf nach Rotterdam gefolgt, unter ihnen auch zwei Vertreterinnen des PtX Lab Lausitz. Ihr Fokus richtete sich auf den eingebetteten, zweitägigen Austausch zu Wasserstoffderivaten. Die World Hydrogen Derivatives Konferenz, die allein rund 200 Teilnehmende aus Wissenschaft und Wirtschaft vorrangig aus der EU sowie Großbritannien und den USA vereinte, überzeugte durch eine optimistische Grundstimmung. Angesichts der technischen Fortschritte und der vielen neuen Geschäftsmodelle, die für PtX-Projekte in den letzten Jahren entstanden und vielfach kurz vor der finalen Investmententscheidung stehen, kaum verwunderlich.
Für das PtX Lab Lausitz waren Anita Demuth, stellvertretende Leiterin, und Anja Paumen, Referentin mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Ressourcen, vor Ort. In zwei verschiedenen Panels stellten sie die Arbeit des Lausitzer Think und Do Tank vor und brachten sich aktiv in die Diskussionsrunden ein. Anita Demuth setzte sich in ihrem Runden Tisch mit Zertifizierungen und Standards in Bezug auf Wasserstoffderivate auseinander. Neben der Identifizierung reformbedürftiger Zertifizierungsbereiche standen auch Geschäftsmöglichkeiten und mögliche Vorgehensweisen zur Förderung des Marktwachstums im Fokus. Anita Demuth positionierte sich hierzu wie folgt:
"Gesetzliche oder private Standardsetzende sollten dabei vom Ziel aus denken: Was soll bis 2050 erreicht werden? Wie und wann müssen die Kriterien stückweise angepasst werden, ohne Hersteller zu überfordern und gleichzeitig das Anspruchsniveau stetig zu steigern?“. Ausgehend von diesen Fragen unterbreitete sie abschließend Vorschläge für kurz- und langfristige PtX-Nachhaltigkeitskriterien, welche im Dialog mit Stakeholdern weiterentwickelt werden.
Im Panel, in dem Anja Paumen die Position des PtX Lab Lausitz vertrat, ging es vor allem um wasserstoffbasierte Kraft- und Grundstoffe, wie e-Ammoniak, e-Methanol oder auch synthetisches e-Kerosin (PtX-Produkte), ihre Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsgebiete insbesondere im Verkehrssektor. Im fachlichen Austausch machte Anja Paumen deutlich, dass sich der Absatzmarkt für PtX-Produkte erst entwickelt. Folglich bedingen sie eine größere Risikobereitschaft aller Beteiligten und zumeist hohe Investitionskosten. „Unter diesen Rahmenbedingungen ist es sinnvoll, nötige Ressourcen wie Finanzen, erneuerbare Energie, Land und Fachkräfte maximal gesellschaftsförderlich zu nutzen.
Das PtX Lab Lausitz unterstützt eine Priorisierung der Anwendungsgebiete von PtX-Produkten. „Priorität haben die Luft- und Seefahrt, welche zeitnah nicht auf direktelektrische Prozesse und Antriebe umgestellt werden können, sowie die Chemieindustrie“, so Anja Paumen weiter.
Über die World Hydrogen Week
Die fünftägige World Hydrogen Week 2023 in Rotterdam widmete sich der globalen Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Im Fokus standen der Wissensaustausch, Innovationen in der Wasserstoffindustrie sowie die Vernetzung mit dem Ziel, eine Netto-Null-Wirtschaft zu erreichen.