Grüner Wasserstoff ermöglicht treibhausgasneutralen Seeverkehr
Die weltweite Seefahrt wächst und mit ihr die Treibhausgasemissionen dieses Sektors. Synthetische, grüne Kraftstoffe aus Power-to-X-Verfahren spielen eine wichtige Rolle, um Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen. Das PtX Lab Lausitz arbeitet an Strategien für eine klimafreundliche Seefahrt.
Die Seefahrt ist aktuell für rund 2,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, könnte der Verkehr auf den Weltmeeren laut der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (International Maritime Organization; IMO) bis zum Jahr 2050 um bis zu 250 Prozent anwachsen. Die damit verbundene Steigerung der Treibhausgasemissionen würde die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens gefährden.
Neben den Treibhausgasemissionen belastet die Seefahrt die Umwelt durch Lärm, Schwefeldioxidemissionen und Wasserverschmutzung. Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens einzuhalten, muss dieser Sektor bis 2045 treibhausgasneutral sein. Dies gilt sowohl für den Gütertransport als auch für den Tourismus.
Förderung von treibhausgasneutraler Seefahrt auf europäischer Ebene
Die EU-Kommission will die Schifffahrt in ihre Klimaziele für 2030 und 2050 einbeziehen und hat dafür in ihrem „Fit for 55“-Maßnahmenpaket konkrete Vorschläge vorgelegt: So soll die Seefahrt Teil des Emissionshandelssystems (ETS) werden und nachhaltige Kraftstoffe sollen gefördert werden. Das erklärte Ziel ist eine Reduktion der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen der an Bord genutzten Energie um sechs Prozent bis 2030 und um 75 Prozent bis 2050. Dies ist allerdings nicht ausreichend, um die Pariser Klimaziele zu erreichen - dafür bedarf es weiterer Maßnahmen.
Schnelle und praxisnahe Lösungen erforderlich
Dabei gilt es, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: So erfordert der Bau von Schiffen hohe Investitionen. Dies führt zum Teil zu Nutzungsdauern von über 30 Jahren: Schiffe, die in den nächsten Jahren in Dienst gehen, werden also auch 2050 mit hoher Wahrscheinlichkeit noch am internationalen Seeverkehr teilnehmen. Lösungen zur Reduktion von Treibhausgasen sollten daher nach Möglichkeit schnell einsetzbar sein und sich zur Nachrüstung eignen.
Der Einsatz und die Verfügbarkeit kostengünstiger, treibhausgasneutraler Kraftstoffe ist eine wichtige Voraussetzung, um die Klimaziele im Schifffahrtssektor zu erreichen. Dazu gibt es weitere technische und nicht-technische Lösungen: So lassen sich zum Beispiel mit einer niedrigeren Geschwindigkeit oder einer verbesserten Konstruktion des Schiffsrumpfs bereits heute Emissionen einsparen.
Synthetische Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasserstoff
Für die internationale Seefahrt wird die direkte Elektrifizierung in absehbarer Zeit keine Option sein. Die geringeren Anforderungen an die Energiedichte der Kraftstoffe ermöglicht im Schiffsverkehr eine größere Flexibilität als im Flugverkehr. Neben grünen Flüssigkraftstoffen wie synthetischem Diesel, Ammoniak oder Methanol, die mit dem Power-to-Liquid-Verfahren (PtL) gewonnen werden, kommen auch gasförmige Kraftstoffe infrage (Power-to-Gas; PtG). Der Vorteil: Vorhandene Schiffsantriebe und Infrastrukturen lassen sich weiter nutzen. Die Grundvoraussetzung zur Erreichung von Treibhausgasneutralität ist aber, dass die synthetischen Kraftstoffe mit grünem Wasserstoff produziert werden. Moderne Segel und Windantriebe werden dabei in Zukunft eine wichtige Rolle als Hilfsantriebe spielen, um den Kraftstoffbedarf zu senken.
PtX Lab arbeitet an Strategien für treibhausgasneutrale Seefahrt
Das PtX Lab Lausitz wird Technologien untersuchen und Strategien formulieren, um die Treibhausgasneutralität der Seefahrt voranzutreiben. Hierfür wird es sich in Diskussionen um politische, regulatorische und ökonomische Rahmenbedingungen einbringen, um mehr Investitionen in klimafreundliche Kraftstoffe aus den verschiedenen PtX-Verfahren zu ermöglichen. Weiterhin setzt sich das PtX Lab dafür ein, die Verfügbarkeit klimaneutraler Kraftstoffe und die Zertifizierung anhand strenger und abgestimmter Nachhaltigkeitsstandards sicherzustellen und Anreize zur Steigerung der Nachfrage auf nationaler und europäischer Ebene zu schaffen.